milkyway.at - Wolfgang Hueber

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Sonntag, 04.04.2010

enttäuscht <=> getäuscht?

 - um 15:01 Uhr von Wolfgang » Permalink!
In der letzten Wetten dass ... Sendung vom 27.3.2010 wurde eine Wette präsentiert, wo es sinngemäß hieß, ein Günter von Lojewski würde auf einem Bild von einem Sternenhimmel mit 5000 Sternen nach einer kurzen Einprägungsphase und dem anschließenden Entfernen eines einzelnen Sterns diesen identifizieren können. Klingt unglaublich! Bei drei Versuchen löste er in Folge fehlerfrei die Aufgabe. Genial!
Könnte man meinen ...

... ist aber nicht so! Nachdem ich die Sendung eine Woche später komprimiert angesehen habe (3 Stunden für 4 Wetten sind schlichtweg unverhältnismäßig) und auf diese Wette stieß, dachte ich mir, das gibt's doch nicht! So eine Verarsche. Und dann zieht der Typ auch noch als Wettkönig mit einem Audi A5 Sportback von dannen.

Wette Sternenhimmel
Quelle: Wetten dass .., zur Nachschau auf das Bild klicken.

War doch klar, dass das mit Gedächtnisleistung aber schon gar nichts zu tun hat. Ganz kurz wurde ja auch erwähnt, dass es sich nicht um 5000 Sterne (weiße Lichtpunkte auf schwarzem Hintergrund) handelt, sondern um zwei gleiche Bilder nebeneinander mit je 2500 Punkten. Nur wirklich erläutert wurde das nie. Viel mehr wurde vermittelt, wie großartig diese Leistung des Herrn Mathelehrers sei, der 20 Jahre für diese Wette geübt habe, Sternengucker aus Passion sei und sogar ein eigenes Computerprogramm zum Generieren der Sternenbilder entwickelt habe.

Ich nenne das Vorspiegelung falscher Tatsachen. Zu lösen ist das Rätsel schnell und einfach mit dem in Wikipedia beschriebenen Kreuzblick, einer Form des stereoskopischen Sehens durch Überlagerung zweier Bilder. Wer sich noch an die 3D-Bilder, die mal so populär waren (Stichwort "Das magische Auge"), erinnern kann, weiß wovon ich spreche. Viele Menschen lösen damit auch ganz schnell die bekannten Bilderfehlersuchrätsel. Für ein ähnliches Programm zum Üben mit vielen, einstellbaren Parametern (Sternegenerator) hat ein findiger User namens Georg gerade mal eine Stunde gebraucht (Tipp zum Üben: rote Hilfspunkte einblenden und auf einen Finger zwischen Monitor und Kopf fokussieren).

Ich bin mir jedenfalls für blöd verkauft vorgekommen und hab' dann ein wenig im Netz gestöbert, ob es nicht Gleichgesinnte gibt. Neben vielen Seiten, die voll des Lobes für diese schier unglaubliche Leistung waren, gab's gottseidank auch ein paar wenige kritische, die auf meiner Linie lagen. Hervor heben möchte ich dabei: Orange Ink #1 mit vielen Kommentaren und den Folgeartikel Orange Ink #2. Es gibt ja doch noch aufmerksame Menschen, die auch ein wenig hinterfragen, was ihnen vom Fernsehen so alles vorgesetzt wird.

Ganz seltsam auch die Reaktion des ZDF (Zitat: www.derwesten.de)

"Das ZDF in Mainz reagierte ganz gelassen auf die Vorwürfe, ohne jedoch den Vorwurf ausdrücklich zu dementieren. Es komme ohnehin bei jeder „Wetten, dass. . .”-Ausgabe vor, dass sich anschließend Neider und Besserwisser zu Wort meldeten, hieß es auf unsere Anfrage in Mainz. Ein Sprecher des Senders wörtlich: „Wie die Leistung erbracht worden ist, ist doch egal. Millionen Menschen hat es jedenfalls gefallen, sonst hätten sie diese Wetter auch nicht allen anderen vorgezogen."

Es hat den Anschein, die Menschheit will besch...en werden!
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